Stämme und Nationen Šukaths

Unter den Völkern des Nordens geht man meist davon aus, dass in Šukath "die Šyukai" leben, womit man ausdrücken möchte, dass es sich um ein Volk handelt, welches in der Stadt Šyuk bzw. im gleichnamigen Königreich lebt. Nun leben aber weitaus nicht nur Šyukai in Šukath, sondern auch Sangrati und Gaelen, und außerdem sind die Šyukai auch nicht einfach nur ein einziges Volk, sondern in viele Kulturen aufgespalten.


Inhalt:


A: Kulturen der Šyukai

A.1: Die Ikhi

Die nördlichsten Šyukai, die in den Nordbarrikaden leben, sind die Ikhi. Sie sind ein Volk von Bergbauern und Viehhirten und verdienen sich so manch Goldstück durch den Anbau von Wein, den sie nach Godvyon oder in die Städte Šukaths liefern. Die Ikhi gelten als sehr verschlossen und eigenbrötlerisch und sind weder in Godvyon noch in Šukath sonderlich beliebt. Sie betrachten sich nicht als Teil irgendeines übergeordneten Königreiches, obwohl sie offiziell zum Königreich Šyuk gehören - eine Vereinnahmung, die sie schlichtweg ignorieren und die vor einigen Jahrhunderten schlichtweg vom Königreich ohne jegliche Grundlage ausgesprochen wurde.

Die Ikhi hegen daher wenig Freundschaft für das šyukische Königreich, was sich vor allem im Konflikt mit der Stadt Khakhir äußert, einer Partnerstadt Šyuks. Sie erziehen ihre Kinder von klein auf zu Kriegern, was bei einem Bauernvolk als ungewöhnlich zu betrachten ist. Einige Familien der Ikhi haben sich sogar zu regelrechten Raub-Bauern entwickelt - anstatt sich um ihr Vieh zu kümmern, überfallen sie lieber Gaelen, Shedali und nicht-ikhische Šyukai, um an Vieh zu kommen. Wenn die Beute geschlachtet und verspeist ist, bricht die Familie zum nächsten Raubzug auf. Die šyukische Regierung hat unzählige Male gegen dieses Vorgehen protestiert, und auch Ittar und Godvyon scheinen mittlerweile zu einem Krieg gegen die Ikhi bereit zu sein, wenn diese ihre gewalttätigen Mitglieder nicht bald unter Kontrolle bekommen.

A.2: Nomadische Völker

In den Savannengebieten südlich der Barrikaden, meist "Vorländer" genannt, leben etliche Nomadenstämme, die teilweise auch weiter nach Süden in die Steppen reisen, um Handel zu treiben.

A.2.1 Die Atiši

Das wohl größte Nomadenvolk der Šyukai sind die Atiši, die auch das Bild geprägt haben, was man bei dem Begriff "Nomade" vor Augen hat. Sie ziehen mit ihren großen Herden, bestehend aus Ziegen, Schafen, Pferden und Eseln, von Futterplatz zu Futterplatz innerhalb ihres Stammesgebietes, das sie bissig gegen rivalisierende Nomaden verteidigen. Es gibt ungefähr 30 Atiši-Stämme unterschiedlicher Größe. Sie alle zahlen jährlichen Tribut in Form von Fleisch und Stoffen an das Königreich Šyuk, das ihnen im Gegenzug Unterstützung gegen Banditen, Sangrati und Übergriffe anderer Nomadenstämme gewährt. Die Atiši sind traditionell in rote Gewänder gekleidet, lediglich das Übergewand ist zur Abwehr der Sonne hell.

Ihre Zelte fertigen sie wie ihre Kleidung aus dem Haar ihrer Tiere und Pflanzenfasern, wobei sie auf schöne Musterungen bedacht sind. Die Herstellung eines Zeltes ist eine sehr aufwändige und langwierige Arbeit und wird nicht oft verrichtet. Viele Zelte sind bereits seit Jahrzehnten in Gebrauch und werden immer wieder mühevoll geflickt. Jedes Zelt ist unterteilt in einen Hauptraum und je nach Größe einigen Schlafkammern für die Mitglieder der Großfamilie. In großen Zelten leben bis zu zwanzig Menschen, wobei große Familien über mehrere Zelte verügen, um allen Mitgliedern ein Dach über dem Kopf zu geben. Ein Stamm besteht meist aus einer bis hin zu zehn Familien, die ihre Zelte zum Schutz dicht beieinander aufstellen und gemeinsam reisen. Die Stammeszugehörigkeit wird je nach Stamm durch Schmuck, Tätowierung oder Körperbemalung unterstrichen.

Belächelt wird bei den anderen Šyukai meist die Sitte der Atiši, ihre Jugendlichen den Augen Fremder zu entziehen. Ab dem Alter von acht Jahren müssen Kinder ihr Antlitz verhüllen, lediglich die Augen dürfen zu sehen sein. Der rote Schleier aus feiner Ziegenwolle darf nur im Familienzelt abgenommen werden, wenn keine Gäste zugegen sind, und muss bis zur Hochzeit getragen werden. Die Atiši sagen, dass sich ihre Kinder so in die Seelen ihres Ehepartners verlieben anstatt in den Körper, denn zur Erkenntnis der Seele genügt nach ihrer Ansicht ein Blick in die Augen. Diese Sitte scheint von den jungen Leuten widerspruchslos akzeptiert zu werden - und wenn man darüber nachdenkt, so sind sie wahrscheinlich auch besser dran als die Mitglieder anderer Völker der Šyukai, bei denen Hochzeiten aus politischen oder finanziellen Gründen arrangiert werden und von Liebe meist nicht die Rede sein kann. Die Atiši dürfen sich jedenfalls verlieben, wobei Ehen außerhalb des eigenen Stammes zur Vermeidung von Erbkrankheiten erwünscht sind. Zu diesem Zweck besuchen sich die Atiši-Stämme öfter untereinander, denn innerhalb ihres Gebietes gilt für Stammesmitglieder generelle Freizügigkeit, wohingegen Außenstehende sehr vorsichtig sein müssen.

Bei einer Hochzeit zieht die junge Frau ins Zelt ihres Ehemannes, meist in die Schlafkammer seiner Eltern. Sie lebt einen Monat lang in der neuen Familie, und wenn es ihr gefällt, treffen sich die beiden Familien zu einer feierlichen Zeremonie, bei der den beiden Eheleuten die Schleier abgenommen werden und sie versprechen, mindestens zwanzig Jahre oder bis zur Mündigkeit der Kinder beieinander zu bleiben.

A.2.2 Die Šyukai Baylhoi

Die sogenannten Schwarzen Šyukai leben in dem Gebiet um die Oasenstadt Swarhi herum. In dieser Halbwüste findet das Vieh nicht mehr viel Nahrung, weswegen die Baylhoi zu den ärmsten Nomaden gehören. Etliche von ihnen wandern jedes Jahr ab und lassen sich in Swarhi nieder, was dort zu einer Verelendung der Außenbezirke geführt hat. Dennoch leben die Baylhoi dort meist besser als ihre Verwandten in den Sandflächen, welche nur von Dornbüschen, Kakteen und gelegentlichen Stellen mit trockenem Gras unterbrochen werden.

Die Baylhoi ziehen als Großfamilien durchs Land. Einmal im Jahr treffen sie sich in der Gegend um Swarhi, um Hochzeiten zu schließen, Neuigkeiten auszutauschen, Handel zu treiben und ihre Tiere während der jährlichen Dürrephase an den Wasserlöchern um Swarhi herum am Leben zu halten. Jede Baylhoi-Familie wird vom ältesten Mann angeführt, der die Familie vollkommen beherrscht. Er verheiratet auch die Jugendlichen, um die Beziehungen zu anderen Baylhoi zu stärken, und er darf auch Mitglieder aus der Familie verbannen, ob nun zeitweilig oder auf Dauer. Jedes Familienoberhaupt ist Richter, Priester, Lehrer und Fürst in Personalunion. Oft scheinen sie ein sehr schroffes Regiment zu führen, was die hohe Abwanderungsquote gerade junger Baylhoi nach Swarhi erklärt. Manchmal fallen Baylhoi-Familien in Swarhi ein, um entflohene Töchter und Söhne gewaltsam wieder mitzunehmen. Die Regierung in Swarhi duldet dies mit leichtem Unwillen, weite Teile der Bevölkerung jedoch sind empört und verlangen ein härteres Durchgreifen, denn die Zurückeroberten werden immer schwerstens bestraft, was einen Verkauf an andere Stämme oder sogar die Tötung durchaus einschließt.

Die Šyukai Baylhoi haben ihren Namen durch ihre Gewohnheit erhalten, sich mit einer Paste aus Tierfett oder Butter und dem Pulver zerriebener schwarzer Steine einzuschmieren. Die schwarzen, porösen Steine findet man im gesamten Baylhoi-Gebiet. Die Herstellung der Paste ist Frauenarbeit, getragen wird sie jedoch von beiderlei Geschlecht. Unverheiratete Baylhoi beschmieren damit ihre Haare sowie die Wangen- und Kinnpartie. Verheiratete Frauen schwärzen alle sichtbaren Hautstellen, verheiratete Männer die Augenpartie - eine Gewohnheit, die von der Elite-Division der Königlichen Armee Šyuks, der sogenannten "Khaji", übernommen wurde in der Hoffnung, durch diese Kriegsbemalung die Feinde einzuschüchtern.

A.2.3 Die Thukhalai

Die Thukhalai sind eine Gemeinschaft kleiner Nomadenstämme, die sich vor etwa zweihundert Jahren vom Königreich Šyuk losgesagt haben. Durch den Bund haben sie ihr Stammesgebiet drastisch vergrößert und beherrschen nun die nordwestlichen Gebiete Šukaths bis hinauf nach Dan. Im Osten grenzen sie an die Länder der Atiši, im Süden kommt es öfter zu Auseinandersetzungen mit Jeshtw.

Die Thukhalai sind ausnahmslos recht kleine und primitive Stämme. Ihnen fehlt ein Großteil der uralten Traditionen, Überlieferungen und das Selbstbewusstsein, was die Atiši oder die Baylhoi ausmacht. Die jüngeren Thukhalai-Generationen scheinen dies langsam zu entwickeln, auch halten sie engeren Kontakt zu den Mitgliedern benachbarter Thukhalai, ähnlich wie es die einzelnen Atiši-Gemeinschaften tun. Vielleicht entwickeln sich die zusammengewürfelten Thukhalai langsam zu einem echten Nomadenvolk mit gemeinsamer Kultur.


Außer diesen drei großen gibt es noch unzählige kleine Nomadenstämme, die nicht selten von den großen Stämmen verfolgt, bekriegt und auch unterworfen bzw. eingemeindet werden. Die Königliche Armee versucht seit Jahrzehnten vergeblich, die Stammesfehden zu beenden, und kann ledigliche Eindämmungsarbeit betreiben, indem sie Gebiete für kleine Stämme innerhalb der Baylhoi- oder Atiši-Gebiete sichert.

A.3 Städter

Die Städte Šukaths unterscheiden sich sehr in ihrem Flair. Letztlich aber schielen alle doch nach Šyuk, der größten Stadt der gesamten Welt. Diese Hochburg der Zivilisation hat ihre Einwohner und alle im Umland entscheidend geprägt. Das gesamte Spektrum an Adelshäusern, Handwerks- und Handelsstand, Slumentwicklung, Modewahn und Modesünden etc. zu beleuchten, würde den Rahmen hier doch etwas sprengen. Es reicht zu wissen, dass die Einwohner Šyuks sich als die einzigen echten Šyukai sehen - sonst hieße das Volk schließlich nicht so, oder? -, dass sie diejenigen sind, die das Leben in ganz Šukath steuern, und dass es nirgendwo so eine Menge an Künstlern gibt wie in dieser Großstadt. Šyukai sind mondän, gebildet und körperbewusst, die Schoßhunde von Dilwan und einfach unnachahmlich. So wird es einem jeder Šyukan erklären, den man nach dem eigenen Volk befragt.

B: Kulturen der Sangrati

Die Sangrati werden gerne als eine Kultur voller aggressiver, ungewaschener Menschen wahrgenommen, bei denen frühe Schwangerschaften und der Tod mit 20 Jahren vorausgesetzt werden. Zum Teil trifft das auch durchaus zu. Aber längst nicht alle Sangrati leben derart trostlos, so dass es sich lohnt, die verschiedenen Kayr-Arten näher zu betrachten.

B.1 Kayrs

Das Wort Kayr ist ein aus dem Jeshtsad stammendes Wort, verwandt mit dem kar "Siedlung" in den Sprachen der Yindw und Shedali. Es bezeichnet eine Art Stammesverband mit streng festgelegter Hierarchie. Anders als bei den Stämmen der Šyukai und Gaelen haben Sangrati-Kayrs nur sehr rudimentär etwas mit Verwandtschaft oder Familienbindung zu tun, es geht vielmehr um Gruppenzugehörigkeit und die Abgrenzung vom Rest der Welt.

Dabei gibt es jedoch große Unterschiede in den Strukturen der Kayrs. Nach diesen werden sie daher von den Sangrati selbst in Untergruppen eingeteilt.

B.1.1 Denusha

Die Denusha-Kayrs sind das, was man sich im Rest der Welt eben unter dem Wort Kayr vorstellt. In einer Denusha-Kayr leben 10 bis 100 Sangrati, wobei sich einige Denusha zusammengeschlossen haben und so auf Kayr-Größen von bis zu 1000 Menschen kommen. Dies sind jedoch dann keine echten Riesen-Kayrs, da die Mitglieder nicht zusammenleben.

Das gemeinsame Leben ist das, was eine Kayr ausmacht. Sie dient in erster Linie zur Aufzucht des Nachwuchses. Das Sexualleben der Sangrati ist extrem frei, sie kennen nicht einmal ein Wort für Vaterschaft. Es gibt die Mutter, die nach der Geburt versucht, das Kind einer anderen Frau zum Stillen unterzuschieben, und es gibt einen Haufen Männer, die alle mal mit der Mutter Verkehr hatten. Den Sinn im Leben finden Denusha-Sangrati nicht in der Familie oder im Zuhause, sondern im flüchtigen Ruhm. Daher sind sie erpicht darauf, soviel wie möglich mit dem mobilen Teil der Kayr herumzuziehen und gemeinsam Kämpfe zu gewinnen - gegen andere Sangrati, gegen gefährliche Tiere, gegen Šyukai oder was auch immer sonst sich in den Weg der Kayr-Truppe verirrt.

Daheim bleiben die Kranken, Verkrüppelten und Schwangeren mit den Kindern sowie einige Strafversetzte, die selbige bewachen müssen, weil sie aus irgendeinem Grund vom Anführer nicht dem mobilen Teil zugewiesen wurden.

In Denusha-Kayrs wird viel gekämpft. Wer nicht in Kämpfen mit Außenstehenden stirbt, hat gute Chancen, von einem Kayr-Kollegen abgemurkst zu werden. Man kämpft um die eigene Ehre, für mehr Rechte, für größere Essensrationen, bei der Verteilung von Beute oder auch Plätzen für Sonderaufträge, die Ruhm bringen könnten, um Liebhaber und vor allem um den Status in der Kayr. Jeder will mal Anführer werden. Dummerweise kann es davon immer nur einen auf einmal geben, der höchstens noch einen kleinen Kreis Getreuer um sich schart, der ihm ein paar der ständigen Herausforderungen ersparen soll. Der Anführer ist nichts weiter als ein Tyrann, der nach Gutdünken über das Leben aller Kayr-Mitglieder bestimmen kann.

Bei all diesem Klingengeschwinge verwundert es denn auch nicht, wenn ein Denusha-Sangrati selten älter als 25-30 Jahre alt wird. Daher rührt auch der eifrige und frühe Geschlechtsverkehr, sowohl hetero- als auch homosexueller. Sobald ein Mädchen Mutter werden kann, wird sie es in der Regel auch. Wer alleine schläft, ist ein Außenseiter - zum Schutz gegen die Witterung teilt man sich immer das Lager, da jeder Sangrati nur eine Decke besitzt. Zu zweit legt man eine Decke auf den Boden und kann die andere als Zudeck benutzen, alleine ist es ziemlich ungemütlich.

Denusha-Kinder lernen zu kämpfen, sobald sie Klingen halten können. Bereits Elfjährige sind ernstzunehmende Gegner, und wer mit 20 noch lebt, kann fast jedem Šyukan das Fürchten lehren. Entsprechend gilt auch als attraktiv, wer vernarbt und muskulös ist. Als weiteres Ehrenzeichen flicht man sich für jeden im Kampf getöteten Gegner einen Zopf ins ansonsten ungewaschene und ungekämmte Haar.

Denusha-Kayrs finden sich zwar vor allem in den Ostbarrikaden und in Nord-Khinéa, aber es gibt durchaus auch Stämme in Šukath und sogar in Šyuk selbst. Vor allem aber prägen sie das Bild der Sangrati dermaßen, dass man glauben könnte, die Šyukai wären durch sie ständig bedroht. Dabei bekommen viele Šyukai ihr Leben lang keinen Denusha-Sangrati zu Gesicht...

B.1.2 Delu

Delu-Kayrs bestehen aus missionarischen Eiferern. Daher mag es etwas erstaunen, dass sie ungleich friedlicher sind als die Denusha. Sie bestehen aus den Anhängern des Del-Kultes, der auf eine friedliche Zukunft der Sangrati hofft, die dereinst vom großen Krieger Del gebracht werden soll.

Del war eine Jeshta, die Geliebte von Sereyvin, einem Sohn des Vishs Dilwan. Diesen Status hielt sie über drei Reinkarnationen aufrecht, was sie für die Delu-Kayrs zum großen Helden macht. Dabei sind Reinkarnationen bei den Jeshtw absolut an der Tagesordnung, und es ist ebenfalls die Regel, dass man beim Antritt eines neuen Lebens einfach an das alte anknüpft (näheres bei den Informationen über Jeshtw). Aber das ficht die Delu nicht an: Del, so die Überzeugung, ist zwar zur Zeit verschollen, wird aber zurückkehren und die Sangrati zu Frieden, Freiheit und Wohlstand führen. Und damit Del es nicht so schwer hat, will man bis dahin versuchen, mit den Nachbarn einigermaße klarzukommen.

Delu-Kayrs bilden die Mehrheit in Šukath, vor allem in Šyuk und der Bergbaustadt Khakir. Sie sind relativ unauffällig, oftmals sesshaft, sie treiben Handel, hüten Vieh oder verdingen sich als Handlanger und Arbeiter. Oft fühlen sie sich zu Friedensmissionen bei den Denusha berufen, von denen sie meist nicht lebend zurückkehren. Der Kampfkult ist zwar weitaus weniger ausgeprägt, aber auch ein Delu ist ein ernstzunehmender Gegner.

Das Alltagsleben ist ebenfalls etwas friedlicher. Zwar hat auch bei den Delu der Anführer das Sagen, aber es gibt noch einen gewählten Stammesrat, der Anliegen an ihn herantragen kann. Kinder wachsen in der Regel bei ihren Müttern auf; die Vaterschaft ist auch bei den Delu nicht existent. Es wird viel Wert auf den Zusammenhalt der Kayr gelegt, eine Aufspaltung wie bei den Denusha in mobile und häusliche Mitglieder wird vermieden. Entsprechend leben Delu auch deutlich länger, wenn sie nicht durch Krankheiten, Unfälle und missionierungsresistente Denusha dahingerafft werden.

B.1.3 Šyuk-Kayrs

Die Kayrs in der Hauptstadt sind eine Sache für sich. Zum Teil sind es Denusha, zum Teil Delu, und der Rest ist etwas völlig anderes.

Die Weststadt ist das Zentrum sangratischen Lebens in Šyuk. Zur Nordstadt erhalten sie in der Regel keinen Zutritt, sondern werden an den Übergängen aufgehalten - was sie jedoch nicht davon abhält, durch das unterirdische Höhlensystem doch mal gen Norden zu schleichen. Schließlich sind die šyukischen Sangrati äußerst begehrte Spitzel, Boten und Meuchelmörder, und die Nordstadt ist die Heimat ihrer Auftraggeber. Es gibt ganze Kayrs, die sich auf diese Industrie spezialisiert haben und die entsprechend Meuchel-Kayrs genannt werden.

Das krasse Gegenbeispiel dazu sind die Familien-Kayrs. Ähnlich wie bei den Delu steht das Zusammenleben im Vordergrund, allerdings begründet sich dies hier auch darauf, dass es feste Bindungen zwischen den Mitgliedern gibt - nicht gerade feste Eheversprechen, aber man unterhält durchaus langjährige Zweierbeziehungen. Entsprechend angreifbar sind solche Kayrs, fühlt sichdoch jeder für den anderen verantwortlich und ist durch Blutsbande gebunden. Die Familien-Kayrs halten sich daher im Hintergrund und versuchen meist, ein möglichst šyukisches Leben zu führen. Sie lassen sich von Šyukai als Diener anheuern oder treten gar in den niederen Staatsdienst ein.

Die Großen Kayrs haben ihren Namen von den sehr bekannten, teils schon legendären Anführern, die da heißen Eshla, Kanwe und Netali. An ihnen orientieren sich sämtliche andere Kayrs in der Stadt. Eine kleine Kayr, die nicht ein Bündnis mit wenigstens einer der drei großen hat, kann einpacken - sie hat niemanden, der ihr beisteht.

Kayr Eshla hat seit Jahrhunderten einen festen Treffpunkt in der Thjena "Thekhal West Mittelgrenze". Offiziell unternimmt Haus Thekhal alles, um dies zu unterbinden, tatsächlich aber hat niemand Lust, sich mit Eshla und seinem Gefolge anzulegen. Meistens lungern sie ohnehin auf dem Königsmarkt herum oder leben in anderen Teilen der Weststadt. Nur der harte Kern um Eshla selbst hält sich sehr oft bei den Thekhal auf. Die Mitgliederzahl ist unbekannt, der harte Kern besteht aus etwa 300 Sangrati, es werden aber wohl zehnmal so viele sein. Kayr Eshla ist seit ihrer Entstehung in der Antike eng mit den Adelshäusern Thekhal und Ekhdar verknüpft, was die Narrenfreiheit in der Wahl des Wohnortes erklärt. Eshla selbst ist ein ehemaliger Wüsten-Denusha, und seine Kayr ist die älteste und größte der echten Stadt-Kayrs.

Kayr Kanwe hat sich gleich gegenüber in "Kholven West Hauptstraße" eingenistet und führt ein ähnlich freies Dasein. Kanwe selbst, ein Stadt-Denusha, stand einst im Dienst eines Mitglieds von Haus Khesu und gelangte so an wertvolle Informationen, die er an Haus Kholven verkaufte. Seitdem genießt er Sonderprivilegien und hat sie genutzt, um eine ernsthafte Konkurrenz zu Kayr Eshla auf die Beine zu stellen.

Kayr Netali wohnt in "Ekhdar West Tempel". Der Tempel in der Adresse ist der des Gaelen Farik, der in seinem Körper die Seele des Drachenurvaters Kishéal trägt (mehr dazu bei den Infos über Visha). Netali ist eine fromme Anhängerin dieser Zweiheit in einem Körper und wird von Fariks Priestern äußerst zuvorkommend behandelt. Dafür revanchiert sie sich gerne mit kleinen oder auch größeren Gefallen. Kayr Netali bildet somit die inoffizielle Sondereinsatztruppe von Haus Ekhdar.

B.2 Bürgerliche Sangrati

Ja, auch sowas gibt es: Sangrati ohne Kayr-Verband, die ein anständiges Leben führen. Sie sind Angestellte oder haben einen eigenen Marktstand, vielleicht sogar ein kleines Geschäft. Nicht selten führen bürgerliche Sangrati Kneipen oder leisten Liebesdienste. Wie die Šyukai zahlen sie Steuern, haben ständig Ärger mit den Ämtern und lassen ihre Kinder in Familienregister eintragen.

Während der Antike gab es sehr viele bürgerliche Sangrati. Mittlerweile ist die Lage aber deutlich angespannter, so dass nicht wenige sich immer mehr zu den Kayrs orientieren, um dort den Schutz zu erhalten, den sie von der Stadtverwaltung nicht mehr bekommen.

B.3 Ausgestoßene

Šyuk ist ein Sammelbecken für Sangrati aller Kayrs, die von ihren Anführern ausgestoßen wurden. Dies ist die schlimmste Art, einen Sangrati zu bestrafen. Alleine ist er völlig hilflos.

Im alltäglichen Chaos der Stadt, in dem Grenzen ständig verschwimmen und Einsamkeit nicht sofort auffällt, versuchen viele, eine neue Kayr zu finden. Manchmal schließen sich auch einige Ausgestoßene zusammen und gründen eine eigene Kayr - diese wird dann zwar immer noch von allen andere Kayrs schief angesehen, aber aufgrund der Menschenzahl akzeptiert. Andere Ausgestoßene werden zu Einzelkämpfern, die sich wie Mitglieder der Meuchel-Kayrs zu allen möglichen Zwecken anheuern lassen - allerdings ohne dass der Auftraggeber sich erst mit dem Kayr-Führer einig werden muss, welcher Sangrati zu welchem Preis was erledigen soll. Ausgestoßene bieten stets nur sich selbst an.

C: Kulturen der Gaelen (Yisti)

Die Gaelen leben seit der Antike in Šukath. Sie wurden als billige Sklaven ohne Rechte nach Šyuk verschleppt, erlangten jedoch nach einem blutigen Aufstand inmitten Šyuks rasch eine Generalamnestie. In Folge dessen spaltete sich ein Teil ab und zog in ein vom Königreich zur Verfügung gestelltes Territorium namens Suk ton Yistai (Šyuk der Yisti), die andereen blieben in Šyuk und bilden dort die dritte Bevölkerungsgruppe.

Die Šyukai benutzen für die Gaelen das Wort "Yist", das aus den Sprachen der Shedali stammt. Die städtischen Gaelen haben dieses Wort für sich selbst übernommen, die Gaelen in Suk ton Yistai dagegen bestehen darauf, Gaelen zu sein.

C.1 Yistai (Stadt-Gaelen)

Die Yistai haben in Šyuk volle Bürgerrechte, nutzen sie jedoch zur allgemeinen Erleichterung nicht aus. Vielmehr leben sie in einer Parallelgesellschaft und regeln die Dinge untereinander. Die šyukische Regierung mischt sich so selten wie möglich ein, dafür verlangen die Yistai auch nur selten staatliche Unterstützung.

Der Großteil der Yistai arbeitet als Dienstleister. Der Königsmarkt in der Weststadt ist das Zentrum yistaischen Lebens, doch auch im Mittel der Stadt finden sich etliche Yistai, die dort Kunsthandwerk betreiben. Berühmt sind die Yistai aber vor allem für ihre Imbissbuden, die besonders von Ausländern geschätzt werden, da man nur hier ausgewogene Kost bekommt - hier überwiegen Brot und Gemüse, Fleisch gibt es nur als Beilage. In gewisser Weise könnte man die Yistai als Dönerbudeninhaber mit eigenem Chinatown bezeichnen...

C.2 Gaelen der Steppe

Suk ton Yistai ist ein Gebiet zwischen der Oasenstadt Swarhi und den Ostbarrikaden nördlich der Stadt Thoitheakh. Wegen der Generalamnestie für die in der Antike eingeschleppten Gaelen bewilligte die Regierung den nun zu Bürgern beförderten ehemaligen Sklaven einen eigenen Staat auf šyukischem Boden. Nach zähem Ringen erlangten die Yisti das fruchtbare Grasland in der Biegung der Barrikaden, zur großen Wut der Atiši-Nomaden, denen das Königreich dieses Land schlicht durch militärische Übermacht wegnahm und den Yisti gab.

Die Gaelen gingen hier "back to the roots". Die eingeschleppten Gaelen waren allesamt Städter aus Ke-Yiyon gewesen, der Hauptstadt des Großreiches Godiviyon, nun aber besannen sie sich auf ihre Wurzeln und belebten die beinahe ausgestorbene Stammeskultur wieder. Dabei spalteten sie sich in zwei Zweige auf.

Eine Fraktion wollte ganz zurück zum Anfang, zu patriarchalisch geführten Stämmen unter Oberaufsicht eines von den Stammesführern gewählten Königs. So hatten die Gaelen in grauer Vorzeit gelebt, bevor sie sesshaft wurden. Diese Lebensform galt nun als wahres Leben, als Neuanfang, als Bestimmung.

Die meisten Gaelen jedoch hielten an der aus dem sesshaften Leben in Großreich gewohnten matriarchalen Erbfolge fest und bestanden auf lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Stämmen.

Beide Kulturen existieren relativ friedlich nebeneinander. Die Stammesührer treffen sich alle paar Jahre, der König wird jedoch von den feministisch ausgerichteten Stämmen nicht als solcher anerkannt, sondern nur als Sprecher für die maskulinistischen Stämme. Ansonsten ist das Leben beider Varianten ähnlich: halb sesshaft im sogenannten Graslager während der Feuchteperiode, halb nomadisch dagegen in der Dürrezeit, immer auf der Suche nach Gras für die Ziegen und Pferde.

Man unterhält Handelsbeziehungen zu Šyukai, sowohl in Städten als auchin Stämmen, und entrichtet Tribut an Šyuk. Ab und zu wird man von den Sangrati überfallen. Damit hören die Verbindungen zu den anderen Völkern Šukaths aber auch schon auf.