Interview mit Eshlas Sohn Rikvah
Danke, dass du dich zu diesem Gespräch eingefunden hast, Eshla.
Kein Problem, mache ich doch gerne!
Viele unserer Leser kennen dich noch gar nicht – wie wäre es, wenn du dich einfach mal kurz vorstellst?
Tjo, was kann ich da sagen... mein Name ist Eshla, ich bin ein Sangrati aus der Denusha-Kayr aus der weiteren Umgebung von Šyuk, aber seit meinen noch recht jungen Jahren lebe ich in der Hauptstadt und habe mir dort eine eigene Kayr aufgebaut: Kayr Eshla. Ich bin der beste Kämpfer in der Stadt, und das schon seit etlichen Jahrhunderten. Del-Anhänger mögen mich nicht, weil ich denke, dass ihr prophezeiter Erretter auch nicht besser sein kann als ich.
Einige haben dich als "arrogant" bezeichnet.
Hehe.
Wie stehst du zu solchen Anfeindungen?
Gar nicht. Da stehe ich nichtmal drüber. Ich habe mehr Feinde getötet als sonstwer, den ich kenne, und dazu noch die Feinde meiner Freunde. Sogar einen König habe ich auf dem Gewissen – eigentlich bin ich größer als Lukrin Königsfluch von den Jeshtw.
Warum beehrst du dann so eine sangratifeindliche Stadt wie Šyuk mit deiner Anwesenheit? Du bist doch sicher zu Höherem bestimmt.
Seit Jahrtausenden wartet mein Volk auf den Erlöser, Del, der aus dem Norden kommen soll. Er kommt aber nicht. Und außerdem war Del ein Jeshta, was geht den das Elend der Sangrati an? Nein, der war bestimmt schon hier und hat sich gesagt 'Och nö, ich gehe lieber in die Wüste'.
Wenn Hilfe für Sangrati kommen soll, dann von Sangrati. Und die Hilfe kann nicht durch Selbstmordattentate kommen, sondern durch Infiltration.
Wie meinen?
Die ruhigste Phase unseres Daseins war während der späten Antike, als ein guter Freund von mir – wir mögen ihn A.T. nennen – Hochpriester Dilwans im Runden Tempel war. Wir einigten uns, dass ich bei den Sangrati der Stadt für Ordnung zuständig war, und das klappte auch gut. Die Soldaten ließen uns in Frieden, wir ließen die Soldaten in Frieden, und wer nicht spurte, kriegte es mit mir zu tun. Nach ein, zwei Jahren hatten alle kapiert, wie es laufen sollte, und benahmen sich.
Und warum endete die ruhige Phase?
Thekhta ging in den Ruhestand und der neue Hochpriester taugte nicht viel, also blieb er nicht lange, und nach ihm kam die blöde Ziege... naja, irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr und bin dann weg nach Swarhi und in die Savannen-Kayrs und sonstwohin, aber mittlerweile bin ich wieder in Šyuk. Ich mag die Stadt einfach.
Was magst du so an ihr?
Den Dreck, die Streitereien, den Alkohol, die Frauen... Ich mag die ganze Stadt. Außer der Nordstadt, wo die Schnösel wohnen. Aber die Weststadt ist toll. Ich verstehe nicht, warum wir Sangrati eigentlich die Shyukai von hier vertreiben sollen, wie es die Prophezeiung sagt. Wenn wir uns mit ihnen arrangieren können, haben wir doch alle was davon. Frauen zum Beispiel.
Oder Alkohol.
Du sagst es, Schwester! Prost!
Interview mit Eshlas Sohn Rikvah
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