Klangschmiede und daûd

Klangschmiede und daûd

Es gibt viele Namen auf Kilkhian für das, was ich allgemein als "Klangschmied" bezeichne: Barde, Zaubersänger, Hexenkind, Ändersprecher und unzählige andere. Teils werden sie verehrt, meist skeptisch beäugt, manchmal verfolgt. Ihre Macht isoliert sie von allen anderen Menschen, dafür sichert sie ihnen die spontane Freundschaft eines jeden Drachen, den sie treffen.

Klangschmied kann man nicht werden. Man wird einfach - anscheinend völlig willkürlich - bei seiner Geburt oder auch davor von Kilkhian mit der Erlaubnis ausgestattet, seine Macht benutzen zu dürfen. Es gibt keine entsprechende Ankündigung oder Warnung an die Eltern, der kleine Klangschmied selbst weiß erst recht nicht, dass er etwas besonderes ist. Viele Klangschmiede finden erst nach Jahrzehnten heraus, was sie eigentlich sind, denn obwohl unbewusste und spontane Magie bei Klangschmieden vorkommen kann, ist dies keinesfalls immer so.

Ohne dass es die Klangschmiede wissen, lauscht Kilkhian ihnen permanent. Schnappt es besonders auffällige Geräusche auf, analysiert es sie auf mögliche Wünsche und Ängste und lässt seine Magie entsprechend agieren. Bei ungeübten Klangschmieden kommt es daher zu unbewusster Magie, die oft übers Ziel hinausschießt - eigentlich war man nur auf den Nachbarn wütend, der den ausgeliehenen Spaten immer noch nicht zurückgebracht hat, aber man wollte doch nicht, dass deswegen gleich ein Blitz in sein Haus einschlägt!

Ein Klangschmied übt seine Macht "einfach so" aus. Das einzige, was er dazu braucht, ist irgendeine Art von Geräusch. Natürlich gibt es fast überall die Legende, dass ein Klangschmied singen oder ein Instrument spielen muss, aber prinzipiell ist die Art des Geräusches egal - wenn mehr Klangschmiede das wüssten, könnten mehr ihre Macht beherrschen. Da ein Klangschmied in der Regel aber nichts über Kilkhian oder Urmagie weiß, sondern höchstens diffuse Legenden und Märchen kennt, bleiben die meisten in ihrer Macht ziemlich beschränkt. Die Bardenschule auf Anorivrin ist der einzige Ort, an dem Klangschmiede lernen können, mit ihrer Macht umzugehen. Allerdings beschränkt sich der Großteil des Unterrichts dort darauf, den Klangschmieden beizubringen, wie sie ihre Macht nicht benutzen, damit sie keinen Schaden anrichten.

In Šukath steht auf Klangschmiederei die Todesstrafe. Dies liegt zum einen am Gefahrenpotential, vor allem aber daran, dass Dilwan damals Kilkhian umgebracht hat und daher gar nicht amüsiert ist, wenn jemand sich Kilkhians Macht bedienen kann. Klangschmiede haben nämlich durchaus die Tendenz, Kilkhians Willen anzunehmen und recht feindselig gegenüber Dilwan und seiner Fraktion zu werden. Umso bitterer ist es für Dilwan, dass Kilkhian sich den "Spaß" erlaubt hat, Dilwans Sohn Sereyvin als Klangschmied auszuwählen, was die Beziehung der zwei von Sereyvins Geburt an vergiftet hat.

Klangschmiederei ist also nicht nur eine Magieform, sondern auch ein Weg für Kilkhians Kriegsführung gegen seinen Mörder.

Klangschmiede gibt es nur in den Kainanmari-Völkern. Die Traumlandvölker beherrschen Aymalens Magie und sind daher, wenn sie auf Kilkhian sind, magielos (abgesehen von Elfenmagie). Die Erdvölker dagegen haben eine Sonderform der Klangschmiederei, von den Gaelen daûd genannt.


Am ehesten kann man daûd mit "magisch" übersetzen. Jemand ist daûd, wenn er ein besonderes Gespür für die Welt hat. Dies kann sich in den Fähigkeiten eines Klangschmiedes äußern, oder aber mit einem sechsten Sinn für das Wetter oder aufziehende Gefahren. Andere können Elementare und Gespenster wahrnehmen oder gar mit ihnen kommunizieren. Nicht selten fallen mehrere dieser Talente zusammen. Es gibt einige herausragende daûd unter den Gaelen, zum Beispiel Keliv, die Gründerin von Ke-Yiyon. Sie konnte Elementare wahrnehmen und war außerdem Klangschmiedin, wodurch sie für Elementare noch interessanter wurde, da sie ihnen gezielt Magie übertragen und sie damit "füttern" konnte. So schloss sie Freundschaft mit dem Grünling des Großen Baumes, welcher ihr zum Dank einen Wohnort darin baute.

Die Macht eines daûd oder Klangschmiedes ist abhängig von Kilkhian. Ob es ein System hat, ist zweifelhaft. Kinder von Fürsten können ebenso begünstigt werden wie Gossenkinder, schlaue Leute ebenso wie geistig behinderte, schöne ebenso wie entstellte. Entweder denkt Kilkhian ab und zu "och, dich nehme ich jetzt mal", oder es nimmt noch andere Dinge wahr als seine Bewohner und die Visha und geht nach für alle anderen unsichtbaren Kriterien vor.