Yador

Im Norden Kilkhians liegt die Region Yador, deren Landschaft von karger Tundra, Geröllwüsten und nackten Hochgebirgszügen bis hin zu satten Mischwäldern, goldenen Stränden und saftigen Wiesen reicht. Typisch für Yadors besiedelte Gebiete sind jedoch relativ karges Gras, niedrige Nadelbäume und Krüppelbirken und vor allem viele Flüsse, die aus dem Bergmassiv Ranell im Zentrum der Region herabfließen. Von diesen Flüssen hat Yador auch seinen Namen: Yadn'anor, das Wasserland. Die Einwohner Yadors sind allerdings weniger auf ihre Flüsse stolz als auf ihre herausragenden Pferdezuchten. Yadorische Pferde werden in die ganze Welt exportiert, um dort Zuchten zu veredeln. Auch andere Haustierrassen sind ein wichtiges Exportgut, weswegen ich bei der Beschreibung der Regionen detailliert auf sie eingehen werde.

Yador wird seit seiner Besiedlung traditionell in 6 Provinzen aufgeteilt, die sich mit den früheren politischen Verwaltungsgebieten decken. Die Aufteilung folgte dabei jedoch eher geographischen als politischen Motiven.

Yador

Nordyador, die Provinz Doyej, ist eine äußerst karge Gegend. Geröll und nackte Erde, spärliches Gras, niedrige Sträucher, kaum Bäume - die Tundra hat den Norden völlig im Griff. Im Winter fegen heftige Schneestürme über das vollkommen flache Land, im Sommer wird es von der Mitternachtssonne beschienen oder verwandelt sich nach Regen in eine einzige Schlammwüste. Siedlungen gibt es nur wenige, und diese liegen meist an der Küste oder an Flüssen, von denen der mächtigste der Sion ist. Ostküste DoyejsMan kann tagelang durch Doyej reisen, ohne Menschen zu begegnen, und an Tieren wird man nur einige Vögel und vielleicht Mäuse oder Eiskaninchen sehen; vielleicht findet man auch die Fährte eines Eisfuchses oder eine Herde halbwilder Pferde auf der Suche nach Futter - Yaldie Doye, die bis weit in die südliche Welt berühmten stämmigen Nordpferde, die eine Risthöhe von 1,40 m erreichen. In jeder Siedlung wird man außerdem große, grauweiße Fellwuschel sehen, die sich um die kostbaren Nutztiere - vor allem Hühner, Gänse und ein paar Schafe - kümmern. Die Doyejschen Hütehunde gelten als nicht gerade lebhaft, aber dafür als absolut zuverlässig, und können es dank ihrer Größe auch mit Eisfüchsen und im Rudel sogar Wölfen aufnehmen.

Die Menschen in Doyej leben von ihren Tieren, der Fischerei und dem wenigen, was sie dem Boden abringen können. Moose und Flechten bereichern die kargen Wintermonate, in denen man vor allem gesalzenen Fisch und Pökelfleisch zu sich nimmt. Die kleinen Wäldchen aus Elfenbeerenbüschen werden gehegt und gepflegt, da die nahrhaften weißen Beeren bereits vor dem Frühling reif werden und eine unschätzbare Vitaminquelle darstellen. Auch Seetang, Seegras und Muscheln stehen auf dem Speiseplan; wer es sich leisten kann, importiert Essen aus den südlicheren Provinzen.


Der Nordwesten Yadors, die Provinz Yukil, grenzt im Norden an die Doyejsche Tundra, wobei der Fluss Mvati die natürliche Grenze zwischen den Arealen bildet. Daher erstreckt sich im Norden Yukils ein kühles Steppengebiet. Erst südlich des Flusses Nean beginnt die typische Landschaft des Westens mit recht saftigen Wiesen, kleinen Wäldchen, Moor- und Sumpfgebieten und vor allem unzähligen Flüssen, Bächen und Rinnsalen. Yukil ist der Schwerpunkt der yadorischen Landwirtschaft und gilt als Kornkammer, denn nirgendwo sonst in Yador gibt es ein so ausgeglichenes Klima und so guten Boden. Die sanften Hügel der Region vereinfachen den Ackerbau zusätzlich.

YukilAußerdem gibt es etliche größere Zuchten der Yaldie Doye. Der hier gezüchtete schwerere Typus ist gut für die Landwirtschaft geeignet und zieht Karren mit Waren auch über holperige Feldwege ans Ziel. Ebenfalls gezüchtet werden das Yuk-Rind, weniger wegen seiner Milchleistung, sondern eher wegen seiner Vorzüge als Zugtier vorm Pflug oder in der Forstwirtschaft, und die berühmten Lheakschen Milchrinder. Schwarznasenschafe grasen überall im Land, manchmal auch die selteneren Ranellschen Bergschafe. Auch die Population wilder Tiere ist sehr reich: In Yukil findet man beinahe alle der in Yador lebenden Tierarten. Anders als in den anderen Provinzen Yadors, in denen es viele Raubtiere gibt, werden Hunde in Yukil vorwiegend zur Jagd und nicht zum Hüten gezüchtet. Die Endischen Fuchshunde tun sich unter den Jagdhunden besonders hervor, und obwohl ihr Name anderes vermuten lässt, sind sie äußerst vielseitig und werden im Wald, am Wasser und im freien Gelände gleichermaßen für die Jagd eingesetzt. Mit seinen weiten Stränden an der Küste der großen Bucht und den satten grünen Farben gilt Yukil im Ausland als schönste Provinz Yadors, obwohl sie äußerst abgelegen liegt, wenn man nicht den umständlichen Seeweg oder eine Reise quer durch die Berge von Ranell wählt.


VadejIm Südwesten liegt die Provinz Vadej, nicht zu verwechseln mit dem Zwergstaat Vadej im Godvyonschen Bund. Der Fluss Kithli grenzt die Provinz nach Norden hin ab, nach Osten hin tut dies die Drikyadna. Vadej hat ein ähnliches Klima wie Yukil, allerdings ist der Boden etwas karger und es gibt weniger saftiggrüne Flussauen. Dafür haben die Küsten die ertragreichsten Fischgründe von ganz Yador, und außerdem ist die Gegend für Handel optimal positioniert: Über das Meer hat man Kontakt zur Region der Großen Wälder, der Fluss Drikyadna bietet sich als Transportweg für Exportgüter nach Godvyon bis hin zur Küstenstadt Dhwla an. Flora und Fauna ähneln der von Yukil.


RanellDas Zentrum Yadors bildet das Bergmassiv Ranell mit der gleichnamigen Provinz. Das Gebirge erreicht eine Höhe von etwa 3750 Metern, was umso beeindruckender ist, als dass sich die Berge recht plötzlich aus den flachen Hügeln und Ebenen Yukils erheben und schroff auf eine Höhe von etwa 1000 Metern ansteigen, wo sich viele zum Teil recht ausgedehnte Hochplateaus befinden, die von höheren Bergketten unterbrochen werden. Ranell hat gute Böden, auf denen in den niedrigeren Lagen dichte Nadelbaumwälder wachsen, sofern auf den Plateaus nicht mittlerweile Landwirtschaft betrieben wird. Die vielen Hänge sind jedoch ausnahmslos dicht bewaldet. Man findet an vielen Orten Bodenschätze wie Silber und Eisen, die in Yukil und auch bis zu den Barrikaden hinab dankbare Abnehmer finden.

RanellTierhaltung ist in Ranell problemlos möglich. Die braunen Ranellschen Bergschafe sind eine besonders zähe, kleine Rasse, die zwar wenig Wolle und Milch gibt, dafür aber auch ein gutes Gespür für die Landschaft hat und so selten verunglückt. Die gescheckten Rish-Ziegen sind als Milchtiere beliebt. Außerdem wird in Ranell der Tragetypus der Yaldie Doye gezüchtet, ein Pferdchen mit kaum mehr als 1,25 m Risthöhe, aber äußerst sicherem Tritt. Schnell sind die Pferde nicht, im Süden spricht man ihnen gerne Temperament ab, aber kaum ein anders Pferd der Welt kann Lasten oder einen Reiter so sicher, ausdauernd und bedächtig an Gletscherspalten entlang, durch reißende Flüsse oder in tiefe Täler hinabtragen. Berühmt sind auch die Hütehunde aus Kashwa, die den Sommer über nahezu selbständig auf die versprengten Schafe im Hochland aufpassen und diese vor Wölfen und Bären beschützen. In ihrer Geschicklichkeit stehen alle in Ranell gehaltenen Haustierrassen den hier ansässigen Wildtieren wenig nach, wie etwa Steinbock, Wildziege, Eiskaninchen, Falken oder Adler. Anders als in den anderen Provinzen stellen in Ranell die Yindw nicht die Mehrzahl, sondern sind erst die zweite Bevölkerungsgruppe nach den Shedali. Da aber keine Kulturunterschiede bestehen, gibt es unter den Völkern praktisch nie Probleme.

RishDer See Rish gilt als einer der schönsten Seen der Welt. Eingebettet zwischen die höchsten Gipfel Ranells liegt er friedlich da, an seinem Westufer liegt der Handelsknotenpunkt Kashwa. Im Rish soll der Legende nach ein Seeungeheuer leben - da es aber nie Unheil anrichtet, hat sich bisher niemand die Mühe gemacht, gründlich nachzuschauen, ob das auch stimmt.


Die Küste bei Kar-NjallOstyador, die Provinz Jalanor, besteht fast zur Hälfte aus dem dichten Wald Meynjala. Im Norden besteht er nur noch aus Nadelgehölz und einigen Krüppelbirken, im Süden jedoch ist er ein undurchdringlicher Urwald aus engstehenden, hohen Laubbäumen. Durch ihn führen heutzutage keine gewarteten Wege mehr, weswegen Reisende meist am Strom Drikyadna nach Ranell reisen, über Vadej nach Yukil gehen oder aber den Seeweg über die Insel Mvared nach Doyej reisen. So ist Jalanor ein Land, in dem man kaum Ausländer findet, ja nicht einmal Reisende aus anderen Provinzen, und Jalanor ist auch die am spärlichsten besiedelte Region Yadors.

Der MewanmilaÖstlich des Meynjala am See Mewanmila gibt es aber reiche Graslandschaften und artenreiche Moore, und hier werden auch die besten Reitpferde Yadors gezüchtet, die Yaldie Jaliðe. Sie sind mit 1,30-1,38 m Risthöhe etwas größer als die Pferde aus Ranell und weniger bergsteigerisch veranlagt, aber immer noch trittsicher und vor allem deutlich schneller als die Yaldie Doye. Die Yaldie Jaliðe, die "elfischen Pferde", gelten als äußerst intelligente Mischung aus Ranellpferden und Pferden aus dem Elfenreich. Einigen Zuchtlinien sagt man nach, dass sie menschliche Sprache verstehen können. Der MewanmilaDie für Jalanor typische Hunderasse sind die kleinen, schwarzen Kulmi, die sich um Ratten und Mäuse auf den Bauernhöfen kümmern. Große Hütehunde sucht man vergeblich - die Kenntnis von Elfenmagie macht diese weitgehend überflüssig, da man sein Vieh einfach mit Schutzzaubern belegt. Der Fluss Njallyadna bildet die Grenze der fruchtbaren Gebiete Jalanors, denn zwischen ihm und der Provinz Doyej gibt es fast nur Geröll- und Sandebenen. In Jalanor stellen übrigens Venara, also Waldelfen, die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe nach den Yindw, und Vermischungen sind alles andere als selten, was die Menschen Jalanors in den Ruf gebracht hat, nicht ganz normal zu sein - etwas andersweltlich eben.


Yadors Inseln

Zu Yador gehören etliche größere Inseln, die als fünfte Provinz gelten, als Shridanor - nicht zu verwechseln mit den großen Inselreichen im Westen Kilkhians, die denselben Namen tragen. Schafe auf AnorivrinAnorivrin im Osten ist wohl die bekannteste unter ihnen, da sich hier die berühmte Bardenschule befindet; an und für sich ist das Eiland aber nur ein Bergzug, in dessen Süden und Norden sich etwas fruchtbares Land befindet. Weitaus schöner ist die südlicher gelegene Insel Mvared, die sogenannte "Pferdekopfinsel" wegen ihrer Form, die ein wenig zwei voneinander wegeschauenden Pferdeköpfen gleicht. Mvared zeichnet sich durch äußerst sattes Gras aus und ist daher seit langer Zeit besiedelt, wodurch es zu einem wichtigen Angelpunkt der Schifffahrt geworden ist. Schafe prägen das Bild der Insel, auf umliegenden kleinen Inselchen werden außerdem noch Pferde gezüchtet. Zusammen mit den kleineren Inseln Manna und Dhara bildet Mvared den Feuerberg-Handelsverband, genannt nach dem Vulkan Irdena auf der Landzunge südlich der Inseln, dem sogenannten Leerem Land.

Im Norden Yadors liegen zwei große Inseln, Anadra, die unbewohnt ist, und Kiyra, auf der sich ein kleines Städtchen und etliche Bauernsiedlungen befinden. Da die Bevölkerung von Kiyra ständig wächst, hat man mittlerweile Probleme, die Ernährung zu sichern. Aus diesem Grund hat man Schafe und einige Pferde nach Anadra übergeschifft und besucht die Tiere einige Male im Jahr, um einige von ihnen einzufangen und als Schlachtvieh nach Kiyra zu bringen. Das selbständige Leben auf der kargen Tundrainsel hat zur Entwicklung der Anadrave geführt, einer besonders kleinen Züchtung der Yaldie Doye mit kaum mehr als 1,10 m Risthöhe. Anadrave können aufgrund ihrer Größe nur von Kindern geritten werden, sie sind jedoch als Packpferde wegen ihrer Genügsamkeit äußerst beliebt und werden mittlerweile bis nach Godvyon weit im Süden gehandelt.

Im äußersten Westen Yadors liegt die Insel Kanvari oder Kanelikwari, ein schroffes, von Menschenhand nahezu unberührtes Felsland mit einigen geschützten Tälern und weiten Stränden an der Ostküste. Kanvari ist die Heimat des wilden Yadorpferdes, der Yaldie Yadornie, und etliche Exemplare dieser Rasse leben nach wie vor völlig wild auf der Insel. Früher wurden Pferde gefangen und aufs Festland gebracht, um die Zucht der Yaldie Doye zu veredeln; diese halsbrecherischen Fahrten wurden jedoch vor geraumer Zeit eingestellt, da die Anadrave beinahe alle Vorzüge der Wildpferde haben, aber vollkommen domestiziert sind. Außer Pferden leben auf Kanvar noch riesige Vogelkolonien, vor allem Seevögel wie Möwen, Sturmvögel, Seeschwalben oder Gletschertaucher, aber auch Schneehühner, Buschhühner und Falken. Kleinere Felltierchen wie Mäuse, Schneehasen und Eisfüchse runden das Bild der Tierinsel ab.

Östlich von Kanvari, eingebettet in eine schützende Bucht, liegt das Eiland Wle, Vorposten des Ostyadorischen Handelsbundes. Wle ist ein flaches, grünes Inselchen mit einer hohen Bevölkerungsdichte. Einst wurden Pferde aus Kanvari auf Wle gehandelt, doch heute ist es Umschlagplatz für alle Waren, die in Yador gehandelt werden.