Ein Drache wird nicht als solcher geboren, sondern kommt als Ei zur Welt. In den warmen Regionen der Welt, vor allem in der Wüste von Khinéa sowie im südlichen Shridanor, gibt es einige Eiablageplätze, die von trächtigen Drachenweibchen angeflogen werden. Jedes Weibchen legt 1-6 Eier in warmen Sand, gräbt sie sicher ein und überlässt sie dann dem Wetter zum Ausbrüten. Abhängig vom Wetter entwickelt sich nun der Nachwuchs, in Khinéa schneller als auf den Inseln. Irgendwann stößt ein kleiner Kopf durch die ledrige Eierschale – ein Drache? Nein! Eine Drachenlarve!
Drachinger sind die Larvenform von Kishéals Kindern. Wie auch erwachsene Drachen ähneln sie Reptilien, sind aber gleichwarme Wesen. Dennoch bevorzugen sie warmes Klima, was sie ja normalerweise nach dem Schlüpfen auch vorfinden.
Drachinger sind kompakt gebaute Wesen mit flügelartigen Schaufelfortsätzen an den Schultern, wo bei ausgewachsenen Drachen die Flügel sitzen. Ihre Form ist beinahe rechteckig, wenn da nicht noch der Schwanz wäre, der beim Gleiten durch den Sand als Steuer dient. Ihre Beine sind kurz, weswegen sie relativ langsam sind, was sie jedoch durch unglaubliche Ausdauer wieder wettmachen. Frisch geschlüpfte Drachinger sind noch beinahe durchsichtig, erst einige Stunden später nehmen sie ihre Färbung an – weiß, beige, goldfarben oder wie auch immer der Sand in ihrer Umgebung gefärbt ist. So ist jeder Drachinger, ganz gleich wo er geboren ist, immer an seine Umgebung angepasst.
Ein frisch aus einem Drachenei geschlüpfter Drachinger ist ein Zwerg von knapp 90 cm Länge, der den Schutz seiner Tarnfarbe dringend benötigt. Bei gutem Futter und viel Sonne wachsen sie über einen Zeitraum von etwa 80 Jahren auf 10 bis 20 Meter heran, wonach sie sich verpuppen und in einer fast 40 Jahre dauernden biologischen Umwandlung zu Drachen entwickeln.
Während die Drachinger auf den Inseln in kleinen Rudeln leben und gemeinsam in Lagunen nach Fischen tauchen, leben die Drachinger der Wüste als Einzelgänger, um ihre Überlebenschancen beim knappen Nahrungsangebot zu verbessern. Viele von ihnen haben jedoch eine besondere Beziehung zu den ebenfalls in der Wüste lebenden Jeshtw, die die Drachinger beschützen und dafür, wenn die Drachinger groß genug sind, auf ihnen reiten dürfen. Erwachsene Drachen erinnern sich immer an ihre Zeit als Drachinger, und die meisten von ihnen bleiben ihrer Jeshtw-Kayr – besonders ihren Reitern von einst – ein Leben lang gewogen, was bei den ewig wiedergeborenen Jeshtw in der Tat eine sehr lange Zeit sein kann. Viele Schlupfdrachen bleiben eine Weile bei der Kayr, bevor sie ihr Leben als unabhängiger, erwachsener Drache beginnen.
Wenn die Drachinger sich verpuppt haben und aus ihrer Haut ausgeschlüpft sind, bezeichnet man sie als Schlupfdrachen, bis sie eine gewisse Größe oder einen gewissen Ruf erreicht haben. Schlupfdrachen leben, wie es scheint, meist in kleinen Gruppen von drei bis acht, um sich besser gegen feindliche Drachen oder wagemutige Drachentöter unter den Menschenvölkern verteidigen zu können und auch, um sich beim Erkunden der Welt beizustehen, da Schlupfdrachen wegen ihrer geringen Größe den Unbillen der Witterung noch recht hilflos ausgeliefert sind. Es scheint, dass aus solchen Drachenverbänden oft lebenslange Freundschaften unter den Drachen entstehen. Erst wenn ein Schlupfdrache von einem älteren Drachen offiziell begrüßt und als Bruder bzw. Schwester bezeichnet worden ist, zählt man ihn unter die erwachsenen Drachen.
Drachen gibt es auf der ganzen Welt, aber dafür sind sie nicht besonders zahlreich, so dass die Chance, einem Drachen in der freien Wildbahn zu begegnen, recht gering ist. Dazu kommt, dass Drachen meist recht schüchtern und zurückhaltend sind. Sie sind ein eigenbrötlerisches Volk und geben nicht gerne viel von sich preis.
Drachen leben in der Regel solitär, wobei es zu Paarungszeiten natürlich zu Treffen kommt. Oft haben Drachen aber einen Gefährten bzw. eine Gefährtin, leben also in Einehe mit räumlicher Trennung. Ab und zu trifft man sich, verbringt zärtliche Stunden und trennt sich dann wieder für ein paar Jahrzehnte. Lockere Beziehungen oder gar Seitensprünge gibt es bei Drachen nicht, solche Sachen zählen für sie zu den „Visha-Undingen“, ebenso wie Fraktionen, Staaten, Nationen, Religionen, Kasten und alles, was Wesen sonstwie klassifiziert.
Unter Drachen zählt einzig und alleine das Alter, denn je älter ein Drache ist, desto besser kennt er die Welt und desto weiser sind seine Worte. Wenn sich Drachen begegnen, begrüßen sie sich freundlich und halten einen kleinen Plausch, der wegen der komplexen, übergenauen Sprache meist wochenlang andauert, bis man den Smalltalk hinter sich gebracht hat. Zunehmend benutzen Drachen daher auch menschliche Sprachen, um miteinander zu reden, vor allem Jeshtsad, Shedlak, Syith, Yinna und Yadorsh. Da Drachen begeisterte Wortspieler sind, haben etliche ihrer Witze mittlerweile Einzug in die erwähnten Sprachen gehalten.
Es gibt auch allgemeine Informationen über Drachen sowie eine Liste bekannter Drachen samt Beschreibung.
Die Rechte an den Texten und Bildern dieser Seite liegen bei Dorte Schünecke
(ausgenommen speziell gekennzeichnete).