Visha

Um dem Fortpflanzungschaos Herr zu werden, das nun aufgrund wildester Vermischung wieder ziemlich risikoreich geworden war, wurden Änderungen beschlossen. Die Denker wollten nicht länger hinnehmen, dass undefinierbare Mischlinge immer größere Risiken bei der Paarung eingehen mussten, weil sie hinterher nicht mehr wussten, welcher Aspekt welcher Kaste zu welchem der zwei Partner gehörten. So kam man am Ende darauf, zwei unterschiedliche Typen von Geistern zu machen, die sich stark genug unterschieden, um sich nach einer Paarung wieder zurückzusortieren. Dabei sollten diese zwei Typen nicht von der Kaste abhängig sein.

So entstand die Spaltung der Geister in männliche und weibliche. Dies galt natürlich nur für die Neugeborenen, die alten blieben wie gehabt geschlechtslos. Ungewollt veränderten die Geister damit ihre gesamte Gesellschaft grundlegender, als es die Kastenverwirrung getan hatte. Die alten Geister beobachteten verwirrt, wie die geschlechtlichen Jungen anfingen, umeinander herumzubalzen und Paarung als etwas spannendes sahen und nicht als eine lebensbedrohliche Notwendigkeit.

Die Neugierde aller Urgeister war grenzenlos, und sie bestaunten die einfache Produktion der Nachkommen. Es begann die fruchtbarste Phase in der gesamten Geschichte der Geister: Unzählige Kinder entstanden, Ehen lösten sich zugunsten neuer Bindungen auf, die geschlechtlichen Nachwuchs versprachen. Selbst die reinen Kastenmitglieder machten mit. Und so entstand ungeplant eine neue Gesellschaftsordnung: Einmal gab es die Urgeister, die ungeschlechtlichen und damit passionsarmen Verwalter der Gemeinschaft, und auf der anderen Seite gab es die jungen Visha, die meist ziemlich aufgeregt umherflitzten und miteinander über attraktive andere Visha tuschelten. Ob jemand ein Mischling war oder nicht, wurde auf einmal egal. Den Visha war es recht, dass die Urgeister regierten, und den Urgeistern war es genehm, dass die munteren Visha die Ursphäre belebten. Es kehrte wieder Frieden ein, wenn auch längst nicht mehr so statisch wie früher. Ein paar Mal wurde eine Paarung zwischen Urgeist und Vish versucht, doch diese endete immer mit dem Tod des Vishs und wurde daher schnell verboten.

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